Freitag, 2. August 2013

"Kinder sind den Deutschen zu teuer" - oh je!

Da liest man als Schwangere nichts-ahnend die Tageszeitung und wird auf Seite 10 so früh am Morgen gleich mit der harten Realität konfrontiert!




Ich stecke gerade im Nestbau-Fieber und ja, manchmal artet das shoppen auch ein bisschen aus - aber bei all meiner Vorfreude auf den Nachwuchs möchte ich nun wirklich nicht, dass mir jemand vorrechnet, dass ich bis zum 18. Lebensjahr meines Sprößlings rund 120 000 € ausgeben werde! 

Doch ich ertappe mich dabei nüchtern festzustellen, dass das Geldausgeben ja schon längst angefangen hat...

Laut einer aktuellen Untersuchung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen ist der Hauptgrund für die weiterhin niedrige Geburtenrate (1,36 Kinder/ Frau) in Deutschland die Angst vor den hohen Kosten, die so ein Kind verursacht! In den Zeiten der Wirtschaftskrise hat diese finanzielle Angst zugenommen - für 67% der Befragten ist die finanzielle Belastung das Hauptargument gegen eine Familiengründung.

Puh, und dann: weitere Gründe sind der befürchtete Karriereknick und der Verlust der Unabhängigkeit.

Wir werden also ganz offiziell immer egoistischer - oder vielleicht auch einfach nur eingeschüchtert von der Welt, die sich um uns herum so schnell verändert und die uns oft mit ihrem Leistungsdruck die Luft zum Atmen nimmt?

Hmmm... Und was meine ich als Betroffene dazu? Habe ich mir das eigentlich alles gut überlegt?!

Ich muss zugeben - ich bin mir bewusst, dass man erst einmal mit weniger Geld klar kommen muss, wenn ein ganzes Gehalt weg fällt! Auch der "Karriereknick" wird bei einer Teilzeitanstellung wahrscheinlich nicht ausbleiben - und doch bin ich bereit, mich dem zu stellen! Und auf einiges zu verzichten, denn dafür hoffe ich, vieles zurück zu bekommen ;-)

Ein Aspekt hat mich aber in den letzten Wochen schon vor Erscheinen des Artikels nachdenklich gestimmt: der Karriereknick. 

Ich liebe es, zu arbeiten! Klar, nicht jeden Tag und es nervt auch manchmal ziemlich - aber mein Beruf ist ein Teil meines Lebens, der mich schon auch erfüllt. Und beim Grübeln über die eigene Zukunft - Wann und wie werde ich wieder einsteigen? Teilzeit? Welche Kita? Was mache ich, wenn ich mal länger bleiben muss? Wie teilen wir uns das auf? - habe ich auch viel mit Freunden über das Thema gesprochen. Und festgestellt, dass meine Freunde m i t Kindern so einige Hürden zu nehmen haben! Kita-Öffnungszeiten, kranke Kinder und doofe Sprüche von Kollegen sind da anscheinend keine Ausnahme...

Und dann das Erschreckende: meine Freunde o h n e Kinder versuchen zwar verständnisvoll zu bleiben, sind aber genervt von Teilzeit-arbeitenden Mamas, die pünktlich gehen müssen, um den Nachwuchs aus der Kita zu holen oder die unbedingt in den Sommerferien ihren Jahresurlaub nehmen müssen...

Und ich - habe ich mich bis vor Kurzem nicht auch geärgert, wenn ich mal wieder für die Mama mit dem kranken Kind einspringen musste?

Vielleicht fällt es unserer Gesellschaft auch einfach immer schwerer Rücksicht zu nehmen, gerade weil wir einfach immer weniger Kinder in die Welt setzen - und die Gesellschaft mit vielen Fragen so einfach nicht häufig genug konfrontiert wird?

So sitze ich hier mit meinem wachsenden Bauch und würde am Liebsten gleich loslaufen und die Welt verbessern - Fahne hoch für die Teilzeitmamis! Mehr Kita-Plätze (aber die gibt es ja schon..)! Kinder an die Macht!!! - aber vielleicht sind das auch bloß die Hormone ;-)


Ich bin gespannt auf all die Erfahrungen, die ich noch sammeln werde - und bin neugierig, wie ihr Euer Leben als Mutter so erlebt!


("Kinder sind den Deutschen zu teuer", Kieler Nachrichten, S.10, Ausgabe 2. August 2013)







1 Kommentar:

  1. Hallo Inga,
    bei mir ist es am 22.3. sowit, mien kleiner Sohn kommt auf die Welt. Ich mache ganz ähnliche Erfahrungen wie du, daß die Menschen um einen herum zwar verständnisvoll tun, aber dann doch genervt sind, wenn etwas nicht genauso läuft wie sie es gerade gern hätten. Rücksicht täte der Gesellschaft wirklich mal gut. Ich denke es liegt daran daß alle immer so gestresst von allem sind und sich nicht mal etwas Ruhe gönnen (können?)

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Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.

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